025- TV-Moderator Harry Wijnvoord: “Sprich nie mit der Verwandtschaft über Selbständigkeit!”
Harry Wijnvoord über seinen Weg ins Unternehmertum und warum Franchise eine clevere Idee ist

Der TV-Moderator (u.a. “Der Preis ist heiß”) und Unternehmer Harry Wijnvoord spricht über die Chancen der Selbständigkeit. Er selbst machte sich vor Jahrzehnten selbständig, weil er als angestellter Vertriebsleiter frustriert war und sein eigenes Ding machen wollte. Es funktionierte extrem gut, doch durch Fernsehmoderation im Nebenjob verzettelte er sich. Seinem jüngeren ich würde er raten, sich fünf Jahre früher selbständig zu machen und immer darauf zu achten, dass er den Fokus auf sein eigenes Unternehmen nicht verliert. Er selbst verlor den Fokus, bemerkte es und gab sein Unternehmen an seinen Partner ab. So konnte er sich konzentriert weiter dem Fernsehgeschäft widmen. Eine Sache würde er niemals tun: Mit seiner Verwandtschaft über die Pläne einer Selbständigkeit sprechen. Warum? Das verrät er uns in diesem Podcast.
Harry Wijnvoord

(Audio 21:16 Min)

Das heutige Unternehmergespräch mit Harry Wijnvoord ist zufällig und spontan in dem Laden einer Franchisenehmerin von Dogstyler entstanden. Der TV-Moderator, vielerorts bekannt durch “Der Preis ist heiß” und seinen leicht holländischen Akzent ist Markenbotschafter für das Franchisesystem Dogstyler und war wie ich im Zuge einer Videoaufnahme vor Ort. Er ist seit vielen Jahren selbständig und damit ein hochinteressanter Gesprächspartner. Denn z.B. als Markenbotschafter betreibt er sein eigenes Business.

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Wie kam Harry Wijnvoord zur Selbständigkeit?

Zu Beginn seiner Laufbahn war Harry Wijnvoord elf Jahre lang bei einem holländischen Unternehmen angestellt als Verkaufsleiter in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz.  Wie so häufig führten ihn Schmerz und Frust mit dem Arbeitgeber in die Selbständigkeit. Er wollte nicht mehr den Fehlentscheidungen der Zentrale in Rotterdamt ausgeliefert sein, sondern selbst entscheiden und voll verantwortlich sein.

Selbständigkeit als leidenschaftlicher Verkäufer

Harry Wijnvoord war leidenschaftlicher Verkäufer. Und er erkannte, dass es Unternehmen mit gut verkaufbaren Produkten gab, die allerdings keinen Außendienst hatten.

“Dann habe ich mir überlegt, warum mache ich nicht einen externen Außendienst für Unternehmen ohne eigene Vertreter?”

Er arbeitete es aus und erstellte einen Businessplan. Dann erzählte er es seinen Kollegen. Er schloß sich Harry Wijnvoord an, sie kündigten und gründeten eine gemeinsame Firma. Nach 1,5 Jahren hatten sie bereits sieben Außendienstmitarbeiter. Damit hatten sie innerhalb kürzester Zeit neun Leute auf der Straße und drei Personen im Innendienst.

Schnelles Wachstum innerhalb kurzer Zeit

Wie konnte ein solch schnelles Wachstum in nur 1,5 Jahren entstehen?

“Wir waren in der Lage, tolle Reiseprogramme zu erstellen. Wir waren in der Lage, unsere Kunden richtig anzusprechen und  wir waren in der Lage Unternehmen anzusprechen, die keinen eigenen Außendienst hatten und es entsprechend gebraucht haben. Für ein Unternehmen haben wir den Umsatz 24-facht – in einem Jahr!”

Der Wechsel von Harry Wijnvoord aus dem Unternehmertum ins Show-Business

Durch einen Zufall lernte er den RTL-Chef kennen. Dieser fragte ihn nach wenigen Tagen, ob er sich vorstellen könne, eine Fernsehsendung zu moderieren. Er reduzierte im eigenen Unternehmen und machte nebenbei Fernsehen.

Nach 1,5 Jahren merkte er, dass er die Übersicht in der Firma verlor. Als kaufmännischer Kopf wurde es gefährlich. Auch aufgrund der Verantwortung für Mitarbeiter und ihre Familien. Harry Wijnvoord spürte damit eine steigende Belastung, und er beschloss, seine Firma an seinen Partner zu übergeben. Ab dem Moment konzentrierte er sich nur noch auf das Fernsehgeschäft.

Fehlender Fokus auf das eigene Unternehmen

Eine kaufmännische Funktion im Unternehmen ist ein zentraler Punkt. Wer seine Buchhaltung nicht in Ordnung hält, wird als Unternehmen nicht überlegen. Das wusste Harry Wijnvoord als gelernter Steuerberater-Gehilfe.

Harry Wijnvoord war dann immer mal wieder für sechs Wochen nicht in der Firma. Ihm fiel erst durch einen Hinweis seines Steuerberaters auf, dass ein Mitarbeiter aufgrund von Unsicherheit keine Rechnungen geschrieben hatte. Wäre er anwesend und fokussiert gewesen, wäre es nicht passiert.

“Verfolge den Traum der Selbständigkeit bis zum Ziel!”

“Ich würde mich 5 Jahre früher selbständig machen. Ob das dann das selbe Geschäft ist, weiß ich nicht ob es heute noch funktioniert. […] Aber ich würde mich auf jeden Fall selbständig machen. Weil, wer das nicht einmal probiert hat, der im Hinterkopf hat >Ich möchte mein eigener Herr, Boss und Unternehmer sein<, klein, mittel oder groß, ist egal! Aber wenn Du diesen Traum hast,  dann nimm das Ziel ins Auge und verfolge es bis zu dem Moment, wo es ist. Fang sofort an aufzuschreiben. Den Gedanken “Ich möchte am liebsten selbständig sein” – schreib es auf!”

Natürlich sind damit ein Plan und viele weitere Fragen verbunden:

  • Kann man damit Geld verdienen?
  • Kann ich es alleine?
  • Oder muss ich Personal haben?
  • Brauche ich Räumlichkeiten oder geht es von daheim?

“Die Garage ist immer noch der Ort, wo die besten Ideen gekommen und die größten Unternehmen daraus hervorgegangen sind.”

Die Begeisterung und die Überzeugung für ein Produkt ist das, was am meisten trägt. Man sollte sich nicht selbständig mit einem Produkt machen, was einen nicht interessiert. Nur dann kann man trotz aller Ernsthaftigkeit mit Freude und Spaß bei der Arbeit sein.

Der Wille zur Veränderung

Zentral ist aus Sicht von Harry Wijnvoord das Ziel, die eigene Familie glücklich zu machen. Auch wenn es am Anfang bedeutet, wochenlang sieben Tage die Woche zu arbeiten. Als Angestellter kennt man den Rahmen und kann nachmittags irgendwann den Griffel fallen lassen. Man soll sich dann aber nicht beschweren, wenn man auf der Couch sitzt und nach acht bis zwölf Jahren immer noch auf derselben Couch sitzt. Da ändert sich nicht viel im eigenen Leben.

Sprich nicht mit Deiner Verwandtschaft!

Als Unternehmer braucht man die Unterstützung des Lebenspartners. Man zieht es mehr oder weniger involviert zusammen durch.

Aber, sprich nicht mit Deiner Verwandtschaft! Die Verwandtschaft ist meist mit den Gegebenheiten wie sie sind zufrieden. Alle sind beschäftigt und haben ihr Ein- und Auskommen. Wenn nun jemand auf die Idee kommt,

  • mehr als nur Gehalt zu haben,
  • lieber ein eigenes Unternehmen zu haben
  • nicht mehr für die Ziele von jemand Anderem zu arbeiten
  • lieber für die eigenen Ziele zu arbeiten
  • und Leute zu beschäftigen, die für die eigenen Ziele arbeiten,

wird die Verwandtschaft versuchen, es einem auszureden.

“Stell Dir vor, der hat Erfolg. Und er verkauft sein Kleinfahrzeug und kauft auf einmal ein großes Auto. Dann stehen hier nicht mehr sechs kleine Fahrzeuge, sondern fünf kleine und ein großes. Ja, wie stehen wir denn da für unsere Frauen?”

“Wenn Du auf die Schnauze fliegst, musst du schneller aufstehen als du gefallen bist!”

Es kann nicht immer alles klappen. Wichtig ist, rechtzeitig zu bemerken, wenn die Zahlen nicht stimmen. Dann sollte man dafür sorgen, dass man die Sozialabgaben und Steuern noch bezahlt. Und man sollte aus Sicht von Harry Wijnvoord rechtzeitig aufhören und etwas Neues anfangen, bevor man in die Miese rutscht. Also sollte man seine Firma im Auge behalten.

Außerdem ist es hilfreich eine Vertrauensperson zu haben, mit der man über alles reden kann. Eine Möglichkeit ist der Steuerberater, denn er möchte, dass es dem eigenen Unternehmen gut geht. Denn wenn man ein Unternehmen mit 50 Angestellten wird, verdient er auch mehr.

Franchise ist eine clevere Idee

Als Markenbotschafter von Dogstyler war Harry Wijnvoord bei zahlreichen Franchise-Neueröffnungen dabei. Und er zieht den Hut vor den gestandenen Männern und Frauen, die sagen “Ich will das jetzt tun!”.

 “Franchisenehmer werden ist eine der cleversten Ideen. Ich unterhalte mich dann mit einem Unternehmen, was schon mehrere Filialen hat. Eigene und Franchisenehmer-Filialen. Das heisst, ich muss kein neues Geschäft entdecken und herausfinden, was überhaupt läuft.”

Er sieht die Vorteile in einem fertigen Konzept und vielerlei Unterstützung, z.B. im Ladenbau. Außerdem die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und das Leben in einer Gemeinschaft.

Und trotzdem ist man selbständig.

Shownotes