Dein Unternehmen gründen – Schritt für Schritt

Trägst du dich vielleicht schon länger mit dem Gedanken, dein eigener Chef zu werden und ein Unternehmen zu gründen? Egal ob deine Idee schon lange in deinem Kopf herumspukt, du sie noch entwickeln musst oder eine bereits vorhandene Idee weiterführen willst, der erste Schritt auf dem Weg zu deiner eigenen Firma ist deine Geschäftsidee vorab auf ganz grundsätzliche Erfolgsfaktoren wie Machbarkeit und Rentabilität zu prüfen. Wenn deine Kalkulationen positiv ausfallen, kann an alle weiteren Schritte wie die Wahl der Rechtsform, Kundenakquise, etc. gedacht werden.
Ein Unternehmen gründen - so gehts

Der folgende Artikel gibt dir eine Übersicht zu allem, was du im Zuge einer Unternehmensgründung beachten musst, und bietet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für angehende Firmengründer.

Wer kann ein Unternehmen gründen?

Formale Voraussetzungen

Grundsätzlich kann in Deutschland jede volljährige Person ein Unternehmen gründen. Ein Einzelunternehmen gibt dir dabei größtmögliche Freiheit, denn du bist dein eigener Herr und alle Entscheidungen bleiben dir selbst überlassen. Auch eine Gründung mit mehreren Personen in Form einer Teamgründung ist möglich. Sowohl die Arbeit als auch die finanzielle Belastung wird hierbei geteilt, außerdem kann eine Gründung mit mehreren Personen, die Finanzmittel in die Firma einbringen, sich positiv auf das Eigenkapital auswirken.

Aufgrund der Niederlassungs- und Gewerbefreiheit können EU-Bürger sich dabei in Deutschland genauso einfach selbstständig machen wie Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Für die Existenzgründung als Nicht-EU-Ausländer ist entweder eine befristete Aufenthaltserlaubnis oder eine unbefristete Niederlassungserlaubnis nötig.

Eine gute Nachricht für Menschen mit Schulden:
Auch ihnen steht es offen, in die Selbstständigkeit zu starten. Privatschulden können allerdings ein Hindernis sein, wenn es darum geht, die richtige Finanzierung zu finden, denn Banken prüfen vor der Kreditvergabe deine Bonität. Hier kannst du nur gegensteuern, wenn du es schaffst, die Bank vorab von deinem Geschäftsvorhaben zu überzeugen und aufzuzeigen, dass du fähig bist, mit dem Geld verantwortungsvoll umzugehen.

Fachliche Voraussetzungen

Je nachdem, was für ein Unternehmen du gründen möchtest, können fachliche Qualifikationen eine Rolle spielen, etwa wenn für eine Geschäftseröffnung in einem bestimmten Handwerk ein Meisterbrief nötig ist. Über etwaige erforderliche Fach- und Sachkenntnisse oder bestimmte Zulassungsnachweise solltest du dich also vorab informieren. Aber auch Quereinsteiger können in die Selbstständigkeit gehen.

Zumindest grundlegende betriebswirtschaftliche und kaufmännische Kenntnisse solltest du vorweisen können oder dir aneignen wollen, wenn du Unternehmer werden möchtest. Diese sind nötig, um den Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben, Umsätze und Erträge zu behalten und die Bücher korrekt zu führen, die für die Steuer nötig sind. Besitzt du die nötigen Kenntnisse noch nicht oder möchtest sie auffrischen, gibt es einige – häufig auch kostenlose – Angebote, mit denen du dich weiterbilden kannst. Beispielsweise hier.

Auch soziale und kommunikative Fähigkeiten können dir nur weiterhelfen, zum Beispiel wenn es darum geht, Verhandlungen mit Banken oder anderen Geldgebern zu führen oder den Umgang mit Mitarbeitern oder Geschäftspartnern zu führen. Hier sind Kommunikationsstärke, Kompromissfähigkeit und Verhandlungsgeschick gefragt.

Persönliche Voraussetzungen

Neben den fachlichen Voraussetzungen solltest du außerdem einige persönliche Eigenschaften mitbringen, um dein Unternehmen erfolgreich zu gründen und verantwortungsvoll zu führen. Wichtigste Voraussetzung ist wohl die Bereitschaft, einen großen Teil deiner Zeit in den Aufbau deines Unternehmens zu investieren und dafür auch Einbußen in der Freizeit hinzunehmen.

Auch die Unterstützung, die du von deiner Familie oder deinem Freundeskreis bekommst, kann hier eine große Rolle spielen. Gut ausgebaute Netzwerke können Gold wert sein, etwa wenn es darum geht, Zeit fürs Unternehmen freizuschaufeln und dabei auf die Unterstützung des Partners beziehungsweise der Partnerin zählen zu können.

Unternehmen gründen: Diese 9 Schritte führen dich zum Ziel

1. Geschäftsidee finden

Schwebt dir bereits seit längerem eine Geschäftsidee vor, die du endlich in die Tat umsetzen möchtest? Oder bist du noch auf der Suche nach einem originellen Einfall für deine eigene Marke? Egal, ob du noch ganz am Anfang stehst oder schon einen genauen Plan hast, es macht immer Sinn, dich daran zu orientieren, was du gerne tust und gut kannst. Du musst das Rad auch nicht unbedingt neu erfinden, auch eine Unternehmensnachfolge oder eine Franchise-Lizenz können dir helfen, ein Unternehmen zu gründen.

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2. Geschäftsidee prüfen

Eine Marktanalyse hilft, die vorhandene Konkurrenz zu sichten und inwieweit sich deine Idee von bestehenden Angeboten unterscheidet. Dabei solltest du auch deine Zielgruppe im Auge behalten: Gibt es genug Kunden, die bereit sein werden, Geld für dein Produkt beziehungsweise deine Dienstleistung auszugeben? Die für eine Analyse notwendigen Brancheninformationen erhältst du bei Branchenverbänden oder den zuständigen Industrie- und Handwerkskammern.

3. Gründlich planen

Die Planungsphase beinhaltet alle Planungen und Entscheidungen rund um dein zukünftiges Unternehmen. Willst du haupt- oder nebenberuflich gründen? Wie finanzierst du dein Vorhaben? Welche Genehmigungen sind für die Anmeldung deines Unternehmens notwendig? Wie sieht es mit Versicherungen und der Steuer aus? All diese Fragen gilt es frühestmöglich zu klären. Gerade, wenn du zu einem festen Zeitpunkt eröffnen möchtest, solltest du dir einen detaillierten Ablaufplan aufsetzen und Fristen im Auge behalten, welche Aufgaben wann erledigt werden müssen. Einer deiner ersten Schritte sollte dabei die Ausarbeitung eines detaillierten Businessplans sein.

4. Hauptberufliche oder nebenberufliche Gründung?

Viele Gründer entscheiden sich für eine Gründung im Nebenjob, um gerade in der Anfangsphase noch ein festes Gehalt zu beziehen. In dieser Zeit ist das Risiko besonders hoch und es gibt häufig Ausgaben, aber noch keine entsprechenden Einnahmen. Für die Anmeldung einer nebenberuflichen Selbstständigkeit gelten dieselben Bedingungen wie für eine Gründung zum Haupterwerb.

Vorteile der nebenberuflichen Gründung:

  • ein festes Gehalt aus dem bisherigen Job für die Überbrückungszeit zur Risikominimierung
  • Chance zu testen, ob deine Geschäftsidee tatsächlich über genug wirtschaftliches Potenzial für eine hauptberufliche Selbstständigkeit verfügt
  • Chance, dein bisheriges Einkommen zu erhöhen

Nachteile der nebenberuflichen Gründung:

  • Doppelbelastung und deutlich weniger Zeit für das Privatleben
  • auch die Zeit, die du in dein neues Unternehmen stecken kannst, ist aufgrund deiner anderen Tätigkeit beschränkt; hier solltest du vorab genau prüfen, ob die dir zur Verfügung stehende Zeit ausreicht, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen
  • Kunden, Partner und Lieferanten könnten die Tatsache, dass du nur nebenberuflich selbstständig bist, negativ auslegen

5. Die Finanzierung & dein Businessplan

Fragst du dich, welche Optionen sich für eine Finanzierung deines Unternehmens anbieten? Eine Alternative sind private Rücklagen oder ein Darlehen aus dem persönlichen Umfeld; du kannst aber auch einen öffentlichen Kredit oder Zuschuss in Anspruch nehmen. Das Existenzgründungsportal des BMWi informiert über Fördermöglichkeiten für Gründer. Wenn du vor der Gründung ALG 1 bezogen hast, kannst du einen Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit beantragen.

Ein Businessplan hilft dir dabei, deine Finanzierung zu planen und im Auge zu behalten. Er dient einerseits der eigenen Orientierung und andererseits als Entscheidungshilfe für Geldgeber, ob sie in dein Unternehmen investieren möchten. Er klärt, wie dein Geschäftsmodell aussieht und wer deine Zielgruppen sind.

Wie ist der Wettbewerb aufgestellt und welche Alleinstellungsmerkmale heben dich vom bisherigen Angebot ab? Im Businessplan beschreibst du dein Vorhaben, das Team inklusive aller Qualifikationen und nimmst eine Wettbewerbsanalyse vor. Außerdem enthält er Ausführungen zur Finanzplanung, zum Marketing und bestenfalls auch eine SWOT-Analyse zu möglichen Risiken. Im Netz findest du viele Orientierungshilfen und Checklisten für die Erstellung eines Businessplans.

6. Genehmigungen oder sonstige bürokratische Erfordernisse

Bevor du in deine Geschäftstätigkeit starten kannst, musst du gegebenenfalls Genehmigungen, Erlaubnisse oder Zulassungen für dein Unternehmen einholen. Dabei lässt sich zwischen Tätigkeiten unterscheiden, für die eine Erlaubnispflicht gilt, für die also Genehmigungen notwendig sind, und Tätigkeiten, die erlaubnisfrei sind und die ohne Genehmigung ausgeübt werden dürfen. Tätigkeiten, die der Erlaubnispflicht unterliegen, sind in der Gewerbeordnung definiert, zu ihnen gehören beispielsweise der Betrieb von Privatkrankenanstalten, Spielhallen oder das Reisegewerbe. Eine erlaubnisfreie Tätigkeit kannst du direkt beim Gewerbeamt anmelden.

Für die Anmeldung beim Gewerbeamt muss ein Formular ausgefüllt und eingereicht werden. Folgende Angaben müssen darin hinterlegt sein:

  • persönliche Daten wie Name und Adresse
  • der Name und die Rechtsform deines Unternehmens sowie im Falle einer GbR die Namen aller Gesellschafter
  • Gründest du dein Unternehmen als oHG oder Kapitalgesellschaft wie UG oder GmbH, musst du dein Unternehmen vor der Gewerbeanmeldung im Handelsregister eintragen lassen; die Nummer des Registereintrags gehört dann auch in die Gewerbeanmeldung
  • Bei einer Personengesellschaft: Zahl der geschäftsführenden Gesellschafter; bei einer Kapitalgesellschaft: Zahl der juristischen Vertreter
  • Kontaktdaten zur Betriebsstätte und gegebenenfalls zu weiteren Niederlassungen
  • geschäftliche Aktivitäten deines Unternehmen
  • Zahl der Beschäftigten
Für die Gewerbeanmeldung können unter Umständen weitere Formalitäten anfallen, zum Beispiel die für ein Gewerbe notwendigen Genehmigungen (wie eine Ausschankgenehmigung), beispielsweise seitens des Bauamts, Gesundheitsamts oder der Gewerbeaufsicht. Der Behördenwegweiser des BMWi hilft dir, dich im Behördendschungel zu orientieren.

7. Den richtigen Namen für dein Unternehmen finden

Dem Kind den richtigen Namen geben – das ist einer der ersten und auch wichtigsten Schritte auf dem Weg zur Unternehmensgründung. Durch einen Blick ins Handelsregister kannst du prüfen, welche Namen du nicht mehr benutzen darfst, weil sie schon vergeben sind. Hast du deinen Firmennamen gefunden, solltest du dir die dazugehörigen Domains sichern und ihn beim Deutschen Patent- und Markenamt anmelden.

8. Die Wahl der Rechtsform

Einzelunternehmen, Personen- oder Kapitalgesellschaft – was soll es sein?
Während Einzelunternehmen und Personengesellschaften sich dadurch auszeichnen, dass für sie kein Mindestkapital aufgebracht werden muss, aber der Einzelunternehmer beziehungsweise die Gesellschafter für die Unternehmensschulden mit persönlichem Vermögen haften, haben Kapitalgesellschaften den Vorteil der Haftungsbeschränkung. Das heißt, die Gesellschafter oder Aktionäre haften nur bis zu der Höhe ihrer anfänglichen Einlagen.

Die UG beispielsweise stellt eine beliebte Rechtsform unter Gründer dar, weil sie (anders als ihre große Schwester, die GmbH) ein Startkapital von nur einem Euro erfordert, während für die GmbH 25.000 Euro Stammkapital nötig sind, aber es sich bei ihr trotzdem um eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung handelt.

Bei der Wahl der Rechtsform solltest du also gut überlegen, wie viel Startkapital du zum Zeitpunkt der Gründung ins Unternehmen einbringen willst und welche Art der Haftung die richtige für dein Unternehmen ist.

9. Einen sauberen Start schaffen & Kunden gewinnen

Nach erfolgreicher Gründung gilt es Umsätze zu erzielen und erfolgreich in den Markt einzutreten. Da die wenigsten Menschen dein Angebot kennen, muss dieses an sie herangetragen werden. Bei der Kundenakquise hilft ein stimmiges Marketingkonzept, das dein Produkt oder deine Dienstleistung ideal auf dem Markt platziert.

Welche Kanäle du wählst, hängt von deinem Unternehmen ab – von der Akquisition per Telefon über Social Media bis hin zum persönlichen Verkaufsgespräch vor Ort stehen dir viele Möglichkeiten offen. Dabei solltest du natürlich auch aufs Budget achten; erste Gedanken zur Kundenakquise hast du dir ja bereits im Kapitel Marketing deines Businessplans gemacht.

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Fazit

Ob es um die Finanzierung deines Unternehmens, die Rentabilität, die Wahl der Rechtsform oder die Anmeldung beim Gewerbeamt geht – ein Unternehmen gründen will sorgfältig geplant sein. Dabei helfen vielfältige Gründerportale im Netz oder Angebote des Bundes und der Länder. Bei letzteren kannst du dich online informieren oder aber persönliche Beratungsgespräche wahrnehmen. Bevor du den Schritt der Gründung tust, solltest du dich auf jeden Fall von Menschen beraten lassen, die Erfahrung mit der Materie haben und dir helfen, eine klare Strategie für deinen Unternehmensstart zu erarbeiten.

Bildquelle: pixabay.com / SnapwireSnaps