020 – Selbstständig gleich reich? Nicht ganz…
Der finanzielle Anreiz für eine Selbstständigkeit wird gerne übersehen, für Ossi Matic war es DIE treibende Kraft

Ostoja „Ossi“ Matic ist Gründer und Franchise-Geber von Lucky Car, einem österreichischen Franchise-System, das sich auf Smart Repair-Techniken rund ums Auto spezialisiert hat. In diesem Gespräch geht er ungewohnt offen auf seine Vergangenheit und seine Anreize ein, sich selbstständig zu machen. Dabei lief nicht immer alles glatt…

(Audio 12:32 Min)

Ossi Matic startete als Gastronom und hat eine eigene Disko betrieben, erzählt er in diesem Podcast. Ganz weit weg von der Automobil-Branche, wo ja sein heutiges erfolgreiches Unternehmen angesiedelt ist. Die Disko war schnell pleite und ein Neustart musste her. Das ist ihm mit einem Autoreinigungsunternehmen gelungen. Bei der Arbeit wurden jedoch immer wieder die Autos auch beschädigt: Er hatte damals 110 Mitarbeiter, die in Autohäusern Autos gereinigt haben. Mit dem Rangieren der Fahrzeuge wurden diese eben auch hin und wieder beschädigt. Was folgte, waren natürlich die Rechnungen der Vertragspartner, so Matic. Da diese ziemlich hoch waren, fragte sich Matic damals, ob und wie man das günstiger reparieren könne. Und mit dieser Idee war die Lucky Car-Idee geboren.

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Wenn man selbstständig ist, ist man automatisch reich? Nicht ganz…

Der heutige Franchise-Geber ist eigentlich gelernter Klempner, doch er wollte schon immer selbstständig sein. In seinem Elternhaus gab es sehr wenig Geld, erklärt er sehr offen. Finanzielle Unterstützung war damals nicht möglich, somit war sein oberstes Ziel finanziell unabhängig sein zu können, und seine Mutter nicht um Geld bitten zu müssen. Der starke finanzielle Anreiz für die Selbstständigkeit basierte jedoch auf einer etwas naiven Annahme: Er hatte Menschen kennengelernt, die selbstständig waren und die sahen ihm nach viel Geld aus – „Das will ich auch!“, ist sein Fazit.

Er habe gedacht, wenn man selbstständig ist, werde man automatisch auch reich, erklärt er heute augenzwinkernd. Dass das natürlich nicht so ist, weiß er selbstverständlich schon lange. Die Selbstständigkeit sei wirklich ein schweres Pflaster. Man müsse auch Niederlagen wegstecken können und sich immer wieder überwinden, sich jeden Tag neu motivieren und durchaus jahrelang auch mit wenig Einkommen auskommen. Aber wenn es dann funktioniert, „dann rappelt‘s so richtig!“

Matic hat nie aufgegeben, auch wenn er schon einen „Konkurs hingelegt“ hat, wie er es selbst ausdrückt. Daraufhin war die Finanzierungssituation natürlich schwierig, berichtet er, was eine große Herausforderung war. Er hat keine Finanzierung bekommen und musste sich mit seiner Familie und seinen Freunden aushelfen. Seiner Meinung nach müsse man eben auch mal scheitern im Leben, um aus Fehlern zu lernen und letztlich erfolgreich zu werden. Das Totschweigen von Fehlversuchen, vom Scheitern, davon hält er persönlich wenig.

„Ich liebe Franchising!“

Im Franchising scheitern die Leute einfach weniger, die Idee ist erprobt, Erfahrungswerte sind da, da muss man schon wirklich alles falsch machen, dass man als Gründer hier scheitert, meint Matic. Er hat damals einen Artikel in der Zeitung gelesen „Was ist Franchising?“. Der Funke war gelegt und er hat Seminare und Tagungen besucht, sich mit dem Österreichischen Franchise-Verband in Verbindung gesetzt, sich Fachliteratur besorgt… Es höre sich vielleicht leicht an ein Franchise-System aufzubauen, dem sei aber nicht so. Man sei auch auf ein gewisses Netzwerk angewiesen, sonst sei man zu Scheitern verurteilt, ist er überzeugt. Bis man die ersten fünf, zehn Partner gefunden habe, sei es echt schwierig. Als Franchisegeber gehe man da durch eine lange Durststrecke, bei ihm habe es acht Jahre gedauert, in denen er die Managementgebühren vollständig in Werbung investiert hat, um die Marke bekannt und stark zu machen.

Seine liebste Erfolgsstory von einem seiner Franchise-Partner: Ein anderer sehr erfolgreicher Franchise-Partner hat einen Filialleiter eines anderen Franchise-Nehmers überzeugt, einen Standort in einer österreichischen Bundeshauptstadt zu eröffnen. Ossi Matic hat dort eine bestehende Werkstatt gekauft und zu Lucky Car gemacht, denn der vorherige Besitzer wollte partout nicht Franchisepartner werden, hat ihm aber irgendwann den Betrieb verkauft. Die Werkstatt lief schon vorher gut, mit einem Umsatz von 450.000 Euro im Jahr. Nach der Übernahme durch den ehemaligen Filialleiter lag der Umsatz bei 1.000.000 Euro. Danach hat der ehemalige Besitzer der Werkstatt ihm geglaubt, dass sein Konzept funktioniert und er ihm nicht nur „Geld abnehmen“ möchte. Mittlerweile arbeitet ein Sohn des ehemaligen Werkstatt-Inhabers bei Lucky Car und möchte Franchise-Partner werden.

Der Erfolg der Franchise-Partner verschafft Höhenflüge

Der Erfolg der Partner motiviert Ossi Matic jeden Tag aufs Neue. Die Gespräche, die er mit ihnen führt und daraus erkennen kann, dass es seinen Franchise-Partnern gut geht – das verschaffe ihm regelrecht Höhenflüge.

Wenn er heute auf seine Unternehmerlaufbahn blickt, würde er viele Dinge anders machen. Mehr fragen, als tun. Erfahrene Leute befragen und nicht einfach nur Alleingänge machen. Mutig soll man sein, aber vielleicht nicht zu mutig, blickt er heute zurück.

Angehenden Gründern rät er, sich den „McDonald’s-Film“ anzusehen; der habe es auf den Punkt gebracht, findet er. Es geht um Beharrlichkeit, Niederlagen wegstecken zu können – man könne jedenfalls einiges lernen, wenn man sich den Film anschaue.

Shownotes

Der „McDonald’s-Film“: https://de.wikipedia.org/wiki/The_Founder
Das Franchisesystem Lucky Car: https://www.unternehmer-gesucht.com/franchise-unternehmen/lucky-car-m-16529