026 – Vom Juristen zum Online-Unternehmer
"Du musst einfach Gas geben und machen!"

Constantinos von der Korodrogerie hat Jura an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert und sich mit einem Onlineshop selbstständig gemacht. Dabei hat er sich von anderen Unternehmern wie Prof. Dr. Günter Faltin und Stefan Merath inspirieren lassen. Costa gibt Einblicke, wie er den Wechsel von einer Fachkraft zum Unternehmer geschafft hat und verrät uns, was er seinem Ich im Jahre der Gründung heute mit auf den Weg geben würde.

(Audio 25:13 Min)

Was hat die Korodrogerie mit Prof. Dr. Günter Faltin zu tun?

Korodrogerie.de ist ein Onlineshop für haltbare Lebensmittel und wurde 2012 von Constantinos Calios gegründet. Bereits während seines Jurastudiums in Berlin war Costa klar, dass er etwas eigenes gründen und den Weg eines Unternehmers einschlagen möchte. In dieser Zeit ist ihm auch Günter Faltins Buch, Kopf schlägt Kapital, in die Hände gefallen, in dem das Konzept “Gründen mit Komponenten” beschrieben wird.

Kernforderung dieses Ansatzes sind:

  • Dienstleister systematisch in Unternehmensarchitektur einbeziehen. Bsp. bei der Material- und Lagerwirtschaft.
  • Überspringen von Handelsstufen durch Spezialisierung auf ein Produkt und Kauf / Verkauf von großen Mengen bzw. Großverpackungen

Für Costa ergab sich durch dieses Vorgehen ein weiterer Vorteil: Die Variabilisierung von Kosten ermöglichte ihm eine Gründung mit wenig Eigenkapital. Zudem senkt dieses Vorgehen das Insolvenzrisiko.

So wurde “Gründen mit Komponenten” an das Geschäftsmodell der Korodrogerie adaptiert

Zwei Prinzipien wurden bereits zur Gründung bewusst nicht aufgenommen, da diese aus Sicht des Korodrogerie-Gründers nicht mehr zeitgemäß waren:

  • Vermeidung von Transaktionskosten wie bspw. Paypal-Gebühren
  • Beschränkung auf nur ein Produkt

Im Laufe der Zeit stellte Costa fest, dass durch die intensive Einbeziehung von Dienstleistern der Bezug zum Kunden verloren ging. Heute sind Prozesse, die direkt den Kunden betreffen, bspw. Buchhaltung und Support, im Unternehmen organisiert. Prozesse die nur indirekt mit dem Kunden in Beziehung stehen, wie bspw. die Logistik, wurden von Anfang an ausgelagert und werden auch heute noch von spezialisierten Dienstleistern übernommen. “Eine der besten Entscheidungen…”, so Costa.

Woran können Unternehmer erkennen, wann und welche Prozesse ausgelagert werden können?

Eine pauschale Aussage, die für alle Geschäftsmodelle Gültigkeit hat, ist laut Costa nicht möglich. Einen ersten Hinweis kann aber eine Prozess-Analyse liefern, die zeigt, ob ein Prozess einen wesentlichen Bestandteil des Geschäftsmodells darstellt oder lediglich ein sekundärer Prozess ist.

Im Falle von “Gründen mit Komponenten”-Unternehmen beruht das Geschäftsmodell im Wesentlichen auf Skalen-Effekten, die aufgrund der großen Abnahmemengen zu einem Preisvorteil im Einkauf führen sollen.

In einem solchen Fall stellt die Buchhaltung einen wesentlichen Erfolgsfaktor des Geschäftsmodells dar und sollte vom Gründer durchdrungen und beherrscht werden, bevor dieser abgegeben oder sogar ausgelagert werden kann.

Kurz: der Unternehmer muss in der Lage sein, die Ergebnisse seiner Fachkräfte bei diesen wesentlichen Aufgaben zu kontrollieren.

Wie kann man feststellen, dass für den Gründer ein Wechsel von der Fachkraft zum Unternehmer notwendig wird?

Anfangs war Costa alleine bzw. es gab ein kleines Team, das alle Aufgaben selber erledigt hat und mit dem angefallenen Pensum auch zurecht gekommen ist.

Costa beschreibt den Moment, indem ein Aufgabenwechsel des Gründers stattfinden muss, eher als eine längere Phase, in der das Gründerteam seine ToDos nicht mehr schafft und die Entwicklung des Unternehmens ins Stocken gerät.

Aus dieser Erkenntnis heraus werden dann Mitarbeiter eingestellt und Aufgaben übergeben. Damit ändert sich auch der Fokus des Gründers. Er nimmt sich aus vielen Prozessschritten raus und wird an diesen Stellen durch eine Fachkraft ersetzt. Der Fokus des Gründers liegt damit nicht mehr auf der Durchführung des Prozesses, sondern auf der Überwachung und Feinjustierung der Geschäftsprozesse.

Für Costa ergab sich daraus ein Konflikt: Auf der einen Seite wird erkannt, dass Aufgaben an Fachkräfte abgegeben werden müssen, auf der anderen Seite möchte und muss man als Unternehmer sicherstellen, dass übergebene Prozesse in der vorgegeben Qualität ausgeführt werden. Aus diesem inneren Konflikt kann es schnell zu ineffizienten Mikromanagement kommen.

Schnell wachsende Unternehmen wie die Korodrogerie stellen an den Unternehmer eine besondere Herausforderung, den Bedarf eines Perspektivwechsels von der Fachkraft zum Unternehmer zu erkennen und umzusetzen.

Costas Tipp zum Start ins Unternehmertum

“Ich glaube man muss einfach machen, man muss sich reinschmeißen, man muss wollen!“

Shownotes