012 – Der Weg zum Unternehmer des Jahres und großen Preis des Mittelstands
“Chancen erkennen und nutzen”, der Erfolgsfaktor für Dr. Gerd Schmidt von Duden Institute

Dr. Gerd Schmidt ist heute 60 Jahre alt und bereits sein halbes Leben als Unternehmer im Bildungsbereich unterwegs. Heute ist er zum zweiten Mal in seiner Karriere der Franchisegeber von “Duden Institute für Lerntherapie”. Ganz frisch erhielt er am Vorabend vor unserem Interview auf der FranchiseExpo die Auszeichnung zum “Unternehmer des Jahres 2019” vom Verband der Familienunternehmer. Zusätzlich erhielt er im August den “Großen Preis des Mittelstands”. Er sagt, ein bisschen Glück war auch dabei, aber nicht nur. In diesem Gespräch verrät er uns, welche Faktoren ausschlaggebend auf dem Weg dorthin waren, wie er zu einem solch starken Markennamen wie “Duden” kommen konnte und wie er mit Existenzängsten umging.

(Audio 19:34 Min)

Ist Gerd Schmidt ein vorbildhafter Unternehmer, wenn er Preise und Auszeichnungen erhält?

Gerd beantwortet diese Frage bescheiden mit der Frage nach der Definition eines vorbildhaften Unternehmers. In jedem Fall verbindet er aber mit einem vorbildhaften Unternehmertum, Chancen sehen, erkennen und nutzen zu können. Immer wieder kommt er in diesem Gespräch darauf zurück.

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Zum vorbildhaften Unternehmertum gehört außerdem aus seiner Sicht, mit Unsicherheiten und Risiko umgehen zu können. Gleichzeitig ist es vorteilhaft, wenn man eine nachhaltige und langfristige Strategie verfolgt.

Ein weiterer wichtiger Wert für Gerd ist “Verlässlichkeit”. Verlässlichkeit gegenüber Kunden, Mitarbeitern sowie als Franchisegeber auch gegenüber seinen Franchisenehmern. Ganz besonders wichtig ist ihm dabei, eine Dienstleistung gefunden zu haben, die einen Beitrag für die Gesellschaft leistet und Sinn ergibt:

Lerntherapie mit Kindern und Jugendlichen die extreme Lernschwierigkeiten und häufig psychosoziale Belastungen haben.

Wer eine Tätigkeit mit Sinn verfolgt und voll dahinter steht, dessen Chancen stehen aus Gerds Sicht gut, dass der finanzielle Erfolg von alleine mitkommt.

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Wie die Idee einer Lerntherapie entstand

Als Unternehmer sieht man irgendwo Chancen. Die gilt es zu erkennen und zu nutzen. Und so war es, als der Vorläufer der heutigen Duden Institute von Gerd ins Leben gerufen wurde.

1992 kam eine junge Kollegin mit einer fast fertigen Doktorarbeit zu ihm. Sie beschrieb darin, wie man mit Kindern mit extremen Lernschwierigkeiten in der Mathematik arbeiten kann. Sie hatte keinen Job, aber eine Idee und wollte diese verwirklichen. Gerd hatte bereits ein Unternehmen im Bildungsbereich gegründet und sah darin eine wunderbare Chance, einen Sinn und einen Bedarf. Denn diese Kinder gibt es in großer Zahl und man konnte ihnen damals nicht adäquat helfen.

“Das trifft ein Bedürfnis von Kindern, Jugendlichen und Eltern, das müssen wir umsetzen!”

Sie schauten sich also weiter an Universitäten und privaten Instituten um und entwickelten daraus ein Konzept. Dieses Konzept verfolgten sie zunächst drei Jahre mit einem einzelnen eigenen Standort in Berlin.

Eine Idee mit einem Beitrag für die Gesellschaft und hoher Nachfrage

Bereits 1995 konnten sie mit diesem Konzept ihren ersten Franchisepartner gewinnen, weil sie sehr schnell Anfragen aus allen Teilen Deutschlands bekamen. Es meldeten sich Eltern bei ihnen, die sich ihre Angebote in der Nähe wünschten. Die Nachfrage wurde immer größer, denn im Grunde haben sie den Markt deutlich mit entwickelt: Sie brachten die Lerntherapie in die öffentliche Wahrnehmung. Bei Eltern, Jugendämtern und Lehrern wurde das Angebot einer spezialisierten Unterstützung immer bekannter.

Heute ist nicht das Problem, genug Klienten zu finden. Vielmehr ist es schwierig ausreichend Personal, sprich Therapeuten, zu finden.

Der Unterschied zu Nachhilfe-Instituten

Die Konzentration auf Lerntherapie, welche auf die anfängliche Doktorarbeit zurück geht, ist ein entscheidender Unterschied zu klassischen Nachhilfe-Instituten. Hierfür bildet Duden mittlerweile selbst Lerntherapeuten aus.

Sie konzentrieren sich ausschließlich auf Lese-Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche sowie Lese-Rechtschreibschwäche im Bereich Englisch. Alle Vorschläge der Erweiterung und Diversifikation wurden abgelehnt. Man blieb ganz bewusst bei seinem Kern, wodurch Duden unverwechselbar blieb.

Welche Faktoren waren ausschlaggebend, um heute solche Auszeichnungen abräumen zu können?

Man muss aus Sicht von Gerd Schmidt ein Gespür für die Bedürfnisse seiner Kunden haben. Denn nur so kann man prüfen, ob eine Idee auch wirklich den Bedarf von in diesem Fall Eltern und Jugendlichen als Zielgruppe trifft.

Der zweite wichtige Faktor ist die konsequente strategische Arbeit. Dazu gehört die Beantwortung von Fragen wie

  • wohin kann man das Produkt entwickeln?
  • welche Qualität braucht man?
  • welche Mitarbeiter werden deshalb benötigt?
  • welche Ausbildungen und Fortbildungen sollte man machen?
  • wie gewinnt man im Franchising gute Partner und wie bildet man die wiederum aus?

Bei Duden wird das Strategiekonzept jährlich in Gremien erarbeitet und schriftlich festgehalten. Das Ergebnis kennen alle Mitarbeiter. Die Ziele sind klar definiert, ebenso wie die notwendigen Maßnahmen und dahinter stehenden Kalkulationen. Damit wird in seinem Unternehmen ganz offen umgegangen.

Es gilt nicht in den Tag hineinzuarbeiten, getreu dem Motto “das wird schon”, sondern gezielt zu schauen, wohin sich das Unternehmen in den nächsten Jahren entwickeln lässt. Politische, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen spielen dabei gerade für Duden Institute eine große Rolle.

Empfehlungen für den Start als Unternehmer

Auch zu Beginn der Selbstständigkeit empfiehlt Gerd die konsequente Arbeit an Konzeption und Strategie. Aus dem Grund werden auch neu startende Franchisenehmer von Duden Institute verpflichtet, jedes Jahr ein Konzeptpapier anzufertigen. Das müssen keine 30 Seiten sein, sondern können auch nur acht oder fünf Seiten sein. Wichtig ist, sich auf die Kernziele des nächsten Jahres zu konzentrieren und daran die Maßnahmen und die Kalkulation zu knüpfen.

Das hilft auch kleinen Unternehmen in der Anfangsphase ganz entscheidend. Wenngleich Franchisenehmer dabei den Vorteil eines Franchisegebers haben, der steuern, anleiten und auch mit drauf schauen kann.

Die “Vision 2025” für Duden Institute

Es gibt in der Tat eine schriftliche “Vision 2025”. Diese wurde vor drei Jahren in Angriff genommen. Mit Blick auf sieben bis acht Jahre im Voraus.

Die Vision wurde in einem langen Prozess mit allen Beteiligten diskutiert und weiterentwickelt. Das ist nicht einfach, denn sich auf Sachen langfristig zu konzentrieren bedeutet gleichzeitig andere Optionen konsequent abzulehnen.

“Wir möchten 2025 flächendeckend deutschlandweit vertreten sein, wo die Eltern mit max. 1h Fahrweg uns erreichen können.”

Mit 80 Partnern sind sie aktuell noch nicht dort, aber sie visieren dieses Ziel an.

Ein weiteres Ziel ist, dass die Ausbildung zum Lerntherapeuten anerkannt wird, was heute noch nicht überall der Fall ist.

Wie kommt man an einen so starken Fremd-Markennamen wie “Duden”?

“Auch das könnte man sagen ist Zufall, aber es ist eben auch ein Stück weit wieder “Chancen nutzen und erkennen”.

Denn sie hatten in seinem Unternehmen im Jahr 2000 eine Idee für eine Buchreihe für Schüler. Bei der Entwicklung dieser Reihe machten sie sich auf die Suche nach einem starken Verlag als Vermarkter. Der Duden-Verlag war begeistert von der Idee und bot eine Kooperation für das Buchprojekt an.

2003 folgte eine Beteiligung von Duden an dem andersnamigen Bildungsunternehmen von Gerd Schmidt. Natürlich war “Duden” als Marke um Einiges bekannter als der vorherige Markenname, so dass Gerd die Chance nutzte und sein Unternehmen in “Duden Institute für Lerntherapie” umbenannte. Heute ist der Duden-Verlag nicht mehr an seinem Unternehmen beteiligt, doch die Marke darf weiterhin im Rahmen der Qualitätsvorgaben genutzt werden.

Der wichtigste Rat an zukünftige Unternehmer

Der wichtigste Rat von Gerd Schmidt an zukünftige Unternehmer ist, ein Produkt oder eine Tätigkeit zu finden, hinter der man stehen kann und was man gut verkaufen kann, weil man es sinnvoll findet. Hat man das, muss man sich von vielen Risiken und Unsicherheiten nicht schrecken lassen.

Es braucht außerdem Mut, um davon überzeugt zu sein, dass der gewählte Weg und das Konzept funktionieren kann. Diesen Mut muss man haben.

Der Umgang mit Existenzängsten

Natürlich gab es Zeiten der Angst für Gerd Schmidt. Bis hin zu großen Existenzängsten. In diesen Zeiten hat es Gerd Schmidt geholfen zu analysieren, wo er denn “wirklich” steht:

  • Wie ist die Lage wirklich, mit allen Zahlen und Faktoren ringsrum?
  • Wo sind unsere Stärken?
  • Wo sind unsere Risiken, die wir vielleicht auch minimieren können?
  • Welche Personen um mich herum kann ich einbeziehen?

Zusammengefasst: “Ruhe bewahren, um zu gucken, wie man da rauskommt:”

Shownotes