027 – Vom McDonald’s Chef zum erfolgreichsten Franchisenehmer Österreichs
Wie Andreas Schwerla an die Spitze von McDonald’s kam und dann Unternehmer wurde

Andreas Schwerla hat sich über 25 Jahre lang im McDonald’s-Konzern hochgearbeitet. Bis an die Spitze von McDonald’s Deutschland. Dann wurde er CEO von McDonald’s für Österreich und 10 weitere Länder. Und schließlich kam der Tag, an dem er in die Selbständigkeit als Unternehmer wechseln wollte. Er wurde Franchisenehmer - bei McDonald’s. Heute besitzt er 10 Restaurants und ist der erfolgreichste Franchisenehmer Österreichs. Ich wollte von ihm wissen, warum er sich für einen Neustart als Unternehmer entschied und welche entscheidenden Hebel ihm den heute sichtbaren Erfolg brachten. Außerdem hatte er ein paar Empfehlungen für Euch auf Lager, falls ihr ebenfalls über einen beruflichen Wechsel nachdenkt...

(Audio 28:46 Min)

“Ich war das schwarze Schaf der Familie”

Andreas Schwerla hatte mehr Interesse am Arbeiten als an der Schule. So kam es, dass er statt Abitur zu machen die Schule schmiss und nur mit schlechter mittlerer Reife ins Berufsleben startete. Auch die Ausbildung als Kameramann hat er brach er ab und fing an, Vollzeit für McDonald’s zu jobben. Damit wurde er damals zum schwarzen Schaf der Familie.

Mit 19 wurde er der jüngste Restaurantleiter von McDonald’s, noch dazu für das seinerzeit größte Restaurant der Welt mit 400 Angestellten in München am Stachus. Es war eine Wahnsinns-Herausforderung in dem Alter und natürlich hat er viele Fehler gemacht. Doch diese Fehler und dass McDonald’s ihn diese hat machen lassen, das hat ihn geprägt.

Er stieg wenige Jahre später in die Mittelmanagement-Funktion und machte große Projekte an Bahnhöfen und Flughäfen. Den großen Sprung machte er, als er nach der Wende ohne ausreichende Infrastruktur in den Osten ging und in 8 Jahren 200 Restaurants hochzog.

Dieser Erfolg und die Nähe zur Führung führten zu einem Angebot in den Vorstand des McDonald’s Deutschland Konzerns zu gehen und als Chief Operating Officer als zweiter Mann das Land zu führen.

“Ich war nicht die klassische Führungskraft”

Natürlich fühlte er sich mit einem solchen Angebot gebauchpinselt, auch wenn er bis heute weniger die klassische Führungskraft war und ist. Vielmehr sieht er sich als ein “Hands-On Man”.

“Man glaubt natürlich auch an sich, dass man der Beste, Größte und Schönste ist, in so einer Rolle. Ich glaube, ich habe meinen Beitrag dazu geleistet, aber es gibt sicher für solche Rollen Menschen, die dort besser aufgehoben sind.”

Seine Sichtweisen, seine Kultur und seine Vorgehensweisen passen nicht so richtig zu dieser Rolle. Es hat ihn immer gestört, in Meetings zu sitzen und Budget-Präsentationen für Amerika zu machen. Oder auch nur politisch zu agieren. Denn er war immer sehr unpolitisch und konfrontativ. Das hat Vielen in der Konzernstruktur nicht gefallen, doch der Erfolg bot Andreas Schwerla die Möglichkeit, dort zu bleiben und seine Karriere zu machen.

Weil er eigenständig entscheiden wollte, und weil er zeigen wollte, was er drauf hat, übernahm er Österreich als CEO mit zehn weiteren Ländern in Osteuropa.  2008 ging er nach Österreich und dort verliebte er sich gleich in das Land.

Er machte dort all das, was er die 20 bis 25 Jahre während der Zeit im deutschen Konzern als notwendig erachtet hatte. So wurde Österreich das erfolgreichste Land in Europa, doch aufgrund der geringen Größe des Landes brachte das nicht die große Aufmerksamkeit oder Anerkennung.

Zeit für einen beruflichen Schnitt

Irgendwann wurde es langweilig, denn überall wo er noch einwirken wollte, waren bereits kompetente Leute, die einen guten Job machten. Er fing an, sich mit Dingen zu beschäftigen, die unwichtig waren.

“Ich habe dann gemerkt, dass das selbstverliebte Managersein – to be somebody – für mich wichtig ist und wurde und das hat mich selbst befremdet.”

Mehrere Gründe führten dazu, dass er sich entschied, etwas Neues zu machen:

  • Er gründete zu der Zeit eine junge Familie in Österreich und wollte seinem Sohn das Aufwachsen an internationalen Schulen im Ausland nicht zumuten. Denn das war seine Perspektive im Konzern.
  • Er wollte auch nicht mehr Reisen. Er wollte sich irgendwo niederlassen und eine berufliche Perspektive haben, die langfristig ist.
  • Er merkte, das McDonald’s zentralistischer wurde und das Management eher Erfüllungsgehilfen waren, als kreative Veränderer. Er ist ein Veränderer, der sich nichts sagen lassen möchte und das aus seiner Sicht richtige tut. So wurde er zum Fremdkörper in seiner Organisation.
  • Er wollte sich irgendwann in seinem Leben auch nochmal selbständig machen.

Bist Du Manager oder Operativer?

Als Manager sollte man eine Passion für das haben was man tut. Wenn man es nur des Geldes wegen tut und versucht, sich “durchzulavieren”, dann sollte man aus Sicht von Andreas Schwerla über Alternativen nachdenken.

Es gibt Leute, die sind für die Managerrolle gemacht und können jeweils für ein paar Jahre in den unterschiedlichsten Branchen als Manager arbeiten. Die finden dort ihre Erfüllung und es ist gut, dass es sie gibt. Es gibt Menschen, die können gut reden und beraten und weniger tun. Sie sind weniger für die operative Umsetzung geschaffen aber z.B. fantastische Berater.

Andreas Schwerla ist ein Hand-On Operativer und hat deshalb für sich die Entscheidung für eine Selbständigkeit getroffen.Heute ist er weitestgehend da, wo er hingehört. Seine Arbeit macht ihm sehr viel Spaß. Allerdings kann er sich vorstellen, in Zukunft noch einmal etwas neu und frei zu entwickeln. Außerhalb der nachvollziehbar notwendigen Strukturen und Grenzen innerhalb von McDonald’s.

Der Moment des Entschlusses zum Unternehmertum

Andreas Schwerla saß in der Nähe von Wien an einem See und wollte dort nicht mehr weg. Zuvor hatte er sich in einer Auseinandersetzung mit seinem Vorgesetzten auf eine Weise geäußert, dass er aus seiner Sicht den Rausschmiss verdient gehabt hätte. Das war der erste Knacks in seinem Kopf. Der zweite war der Wunsch, in der Nähe von Wien in seiner Hütte am See zu bleiben. Zu dem Zeitpunkt schockte er seine Frau und sagte ihr, dass er alles hinschmeißen und von dort nicht mehr weg wollte.

Andere Führungsaufgaben in anderen Unternehmen waren für ihn keine Option:

“Da habe ich mir gedacht, das ist im Grunde der gleiche Scheiß mit einem anderen Gesicht, wenn man das mal so sagen darf.”

Also dachte er über Franchisekonzepte nach und kannte viele gute Konzepte aus den USA. Doch fragte er sich, warum er so etwas machen sollte, wenn er McDonald’s kennt und McDonald’s das erfolgreichste Franchisesystem ist. Da er einen theoretischen und praktischen Zugang hatte, warum hätte er mit einem anderen System neu anfangen sollen?

Für etwas ganz Eigenes mit eigenem Namen hatte er ebenfalls Ideen. Doch er sah eine 50%ige Erfolgschance plus den Bedarf von 80 bis 100 Stunden pro Woche, und das gute fünf Jahre lang. Und genau das wollte er nicht. Denn er wollte aus einem sehr stressigen Leben und Beruf rausgehen und auch mal die Möglichkeit haben, sich zurückzunehmen und ein paar Wochen Urlaub zu machen.

Am Ende blieb es bei der Option Franchising und bei McDonald’s. Seine Vorgesetzten waren nicht sehr begeistert davon, ihn mit seinem internen Wissen die Seiten wechseln zu lassen. Doch sie einigten sich, er versprach sich zurück zu halten. Über die Jahre haben die Menschen in den Top-Führungspositionen gewechselt und er wird heute als ganz normaler Franchisenehmer wie alle anderen wahrgenommen.

Ein bewusster Start mit “nur” zwei Restaurants

Andreas Schwerla ist ganz bewusst mit nur ein bis zwei McDonald’s-Restaurants in das Unternehmertum gestartet. Er hätte auch direkt größer einsteigen können. Doch er wollte das Ganze gut vorbereiten und selbst operativ tief vor Ort eintauchen und arbeiten. Er war in der Zeit sowohl als Nachthausmeister tätig, als auch am Grill in der Küche und andere Jobs. Er wollte die Details aufsaugen und erkennen, wie gut sie sind und wie die Mitarbeiter sich bei ihrer Tätigkeit fühlen. Er wollte von Unten herauf erkennen, wie er es aufbauen kann, dass es besser als Mittelmaß läuft.

Zudem war es ihm wichtig, massiv in die Betriebe zu investieren. Und dies hätte er nicht mit 10 Betrieben parallel gekonnt. So waren die Nachinvestitionen von 5 Mio Euro für beide Standorte zwar große Schuhe, aber mit dem bestehenden Eigenkapital und der dadurch möglichen Finanzierung leistbar.

Durch die großen Investitionen kam der Erfolg und dieser eröffnete ihn den nächsten großen Schritt zu weiteren Restaurants.

Ist die große Investition für Jedermann der Weg zum Erfolg?

Es kommt aus Sicht von Andreas Schwerla auf das Untenehmenskonzept an, ob man groß investieren sollte. Doch grundsätzlich werden wir z.B. in großen Shopping-Mals von den Geschäften angezogen, die sich modern, neu und zeitgemäß positionieren.

So fährt Andreas durchaus auch mal an Tankstellen vorbei, wenn sie ihm nicht gefallen. Und so hält er es dann auch bei seinen eigenen Investitionen, wo er auf die schönen Dinge achtet. Zudem hat er seine Mitarbeiter gefragt, “wie es sein muss” und erhielt Rückmeldung aus der täglichen Arbeit heraus. Dadurch kamen bei den verschiedenen Restaurants die unterschiedlichsten Investitionsfelder heraus und manchmal erkannte er:

“Scheiße, Du musst es komplett machen. Spiel nicht lang rum, übernimm den Betrieb. Je nachdem, wie viel da zu tun ist – und das haben wir in vier Betrieben gemacht – abreißen und neu machen!”

Deutliche Umsatzsteigerungen durch Investitionen

Bei insgesamt fünf Betrieben hat er den Kaufpreis bezahlt, der im Grunde nicht viel wert war, und hat obendrauf das Doppelte bis Dreifache noch einmal investiert.

In der Folge erzielte er ungeahnte Umsatzzuwächse, die enorm hohe Profite zuließen. Schließlich basierten die Kalkulationen auf dem bisherigen Ist-Zustand. Wenn sich die Umsätze verdoppeln, verdoppeln sich nicht zwangsläufig die Personalkosten oder der Wareneinsatz. So vervierfacht oder verfünffacht sich der Cashflow und die Rückzahlung der hohen Investitionen erfolgt relativ schnell. Es fühlt sich so an, als hat man aus einem VW Golf gerade einen 7er BMW gemacht.

Die operative Kompetenz muss mit den Investitionen mithalten

Als Empfehlung kann er nur Raten, sich sein Vorhaben anzuschauen und intuitiv zu entscheiden, was man denkt was nötig ist, um ein Top-Level zu erreichen. Das macht aber nur dann Sinn, wenn dann auch das Operative top ist. Wenn es dort hakt, können hohe Investitionen in die Qualität es nicht ausgleichen und das führt in die Insolvenz.

“Ja, Du kannst groß investieren und auch Gas geben. Aber man muss sicherstellen, durch seine eigene Führungskompetenz und Mitarbeiterkompetenz und sein Leadership-Team, das man einsetzt, dass man es auch so umsetzt in der Qualität, wie man investiert hat.”

Empfehlungen für Manager in der Sinn-Krise

Als erstes würde sich Andreas Schwerla im Moment des Zweifels die Frage stellen: “Was ist in meiner heutigen Betrachtung meine berufliche Erfüllung? Was will ich tun?”

So bat ihn auch ein Mitarbeiter einmal um Rat und er fragte ihn nach seinem Hobby: “Apple. Ich liebe Technologie”. Er empfahl ihm, sich dort zu bewerben und kurze Zeit später war er Flagshipstore-Manager bei Apple. (Wenngleich dieser Mitarbeiter später wieder zu ihm zurück kam, weil ihm in diesem konkreten Fall dort bei Apple schließlich andere Dinge fehlten.)

Für wen Franchise die ideale Option ist

Und wenn das Unternehmertum eine Option ist und man tolle Ideen hat, dann sollte man aus Sicht von Andreas Schwerla dem Folgen, das Risiko eingehen. Als Angestellter, wenn wenig kreativ und kaum ein Entwickler, dann ist Franchise eine gute Option. Insbesondere, wenn man ein guter People-Manager ist und mit Geld und Unternehmensorganisationen gut umgehen kann. Dann sollte man sich umschauen, was es gibt. Im Bereich Franchise und Gastronomie sind es zwei Städte, wo man alles sehen kann, was es gibt: London und New York. Da kann man eine Woche verbringen und nach seinem Geldbeutel und Gusto herausfinden, was für eine eigene Selbständigkeit geeignet ist.

Der berufliche Umstieg verlangt Flexibilität

Man muss nur Flexibilität beweisen. Auch wirtschaftliche Flexibilität und mal eine Zeit lang mit weniger auskommen. Oder die Flexibilität, eine Zeit lang dafür ins Ausland gehen zu müssen oder was auch immer für Anforderungen kommen könnten. Man muss auch akzeptieren, dass man nicht zwingend automatisch von Anfang an viel Geld verdient, sondern dass das erst mit der Zeit kommt. An die Marke, für die man sich entscheidet, an die muss man glauben, ebenso wie an sich selber. Dann kann es eine gute Perspektive sein.

Man sollte auf jeden Fall nicht hadern und zaudern, sondern seinem Gefühl folgen!

“Ich will für meine Mitarbeiter da sein!”

Es begann mit sozial benachteiligten Mitarbeitern, die gelegentlich darum baten, sich Geld leihen zu können. Mittlerweile erhalten rund 10% der Mitarbeiter zinslose Kredite oder andere Arten der Förderung von Andreas Schwerla. Er hat volles Vertrauen und erhält höchste Wertschätzung seiner Person. So ist eine tolle Bindung absolut gegeben und er ist noch nie enttäuscht worden. Selbst wenn doch, würde er es trotzdem tun, weil er von diesem Weg überzeugt ist.

Fortsetzung folgt…

Dieses Podcast-Gespräch mit Andreas Schwerla geht weiter in der nächsten Episode. Wenn ihr diese nicht verpassen wollt, dann abonniert den Unternehmer Gesucht Podcast in iTunes, Spotify oder nehmt den Feed in den Podcast-Player eurer Wahl auf. Viele weitere Gesprächspartner warten hier auf euch!