028 – Erfolgsrezepte des erfolgreichsten McDonald’s Franchisenehmers Österreichs
Ex-McDonald’s Chef Andreas Schwerla über Führung, Menschen und Investitionen

In der vorherigen Podcast-Episode hat uns Andreas Schwerla beschrieben, wie er sich vom Schulabbrecher in die Spitze von McDonald’s Deutschland und später Österreich und 10 weitere Länder hochgearbeitet hat. Dann wechselte er die Seiten und wurde Unternehmer. Heute ist er der erfolgreichste McDonald’s Franchisenehmer Österreichs. In diesem zweiten Teil des spannenden Gesprächs berichtet uns Andreas von seinen Erfahrungen als McDonald’s Franchisenehmer. Insbesondere geht es um Menschen und Führung, um das Übertragen von Verantwortung, um das Transportieren von Werten und Philosophien ins Team sowie um seine Taktik, mit extrem hohen Investitionen immer besser zu werden und so nah wie möglich an die Perfektion zu kommen.

(Audio 21:40 Min)

Die Suche nach Antworten und dem Erfolgsrezept

Noch zu Zeiten, als Andreas Schwerla ganz oben an der Spitze von McDonald’s stand, hat er sich immer wieder gefragt, warum die Ergebnisse der Franchisenehmer so unterschiedlich? Warum sind einige wenige Franchisenehmer bei Allem immer vorne mit dabei während andere stets Durchschnitt oder schlechter sind?

Es war für ihn ein Antrieb, sich als Manager, endlich an einem Ort niederzulassen und als Unternehmer zu beweisen, dass Höchstleistungen kein Zufall sind. Sein Hauptantrieb war und ist es bis heute, dass jeder Gast seine Restaurants als angenehm empfindet. Er soll sagen: “Hey, das ist ein cooles Restaurant, tolle Leute, gute Stimmung und ich kriege hier das, was ich mir vorstelle.”

Persönliche Erfolgsfaktoren von Andreas Schwerla

Zwei Dinge sind für Andreas Schwerla in seinem Leben zentral gewesen:

 “Erstens, das Miteinander mit Menschen und Menschen zu Höchstleistungen zu bringen und sie für sich zum menschlich intensiven gemeinsamen Arbeiten zu bringen. Also Menschen für sich zu gewinnen und da viel Spaß und Anerkennung zu bekommen.

Zweitens, Dinge zu verändern und weiterzubringen. Dinge, die man vor Augen sieht zu verbessern und voran zu bringen.

Die menschliche Komponente und die organisatorische Komponente gepaart haben mir in meiner gesamten Berufslaufbahn immer wieder viel Erfolg gegeben. Viele Jahre habe ich es intuitiv gemacht, jetzt mache ich es mit Strategie.”

Die wichtigsten Erfahrungen als erfolgreichster McDonald’s Franchisenehmer Österreichs

Andreas Schwerla hat es geschafft, in teilweise sehr sehr kurzen Zeit aus mittelmäßig oder schlecht laufenden McDonald’s Restaurants Top-Betriebe zu machen. Geschafft hat er es durch

  • die schnelle Analysen und das Erkennen des Zustands und Potenzials der Betriebe
  • sein Herzblut und das Einbringen seiner persönlichen Arbeit, Tag und Nacht
  • der Aufbau eines Top-Teams mit tollen Leuten, denen er Verantwortung und Chancen gibt und sie am Erfolg teilhaben lässt.
  • seine große Risikobereitschaft, sehr sehr viel Geld zu investieren.

Jeder sollte in seinen Betrieben sehen können, dass sich deutlich etwas verändert hat. Dass es sich von mittelmäßig oder okay zu top entwickelt hat.

Das Ganze hat sich viel mehr in Umsatzzahlen widergespiegelt, als Andreas Schwerla es sich hat erträumen lassen. Umsatzsteigerungen von 50%, 60% und 70% in kürzester Zeit waren möglich. Es ist der Lohn für seine hohe Risikobereitschaft beim Investieren. Innerhalb des Franchisesystem McDonald’s liegt das “normale” Umsatzwachstum seit 30 bis 50 Jahren eher bei 1%, 2% oder 3%.

2013 hat Andreas Schwerla mit zwei ehemaligen Company-Betrieben angefangen. Das eine Restaurant hat er auf der anderen Straßenseite neu eröffnet und das andere komplett neu renoviert und für beides auf den Kaufpreis noch einmal einen mehrfachen Millionenbetrag investiert. Dies führte zum Erfolg und eröffnete ihm die Möglichkeit, weitere 7 McDonald’s Restaurants zu übernehmen. Bis heute hat er 9 Restaurants von Anderen übernommen und gerade 3 Monate vor unserem Gespräch hat Andreas sein 10. McDonald’s Restaurant erstmalig ohne Übernahme komplett neu eröffnet.

Ein Unternehmer vor Ort ist meist erfolgreicher als angestellte Manager

In einem Filialistensystem, ob Gastronomie oder Handel, ist es immer von Vorteil, wenn ein Unternehmer operativ eingebunden ist. Die Ergebnissen sind besser, als wenn ein Angestellter auf Manager-Ebene für diesen Job angestellt wird.

Der Unternehmer bringt sein eigenes Geld, seine Passion und all seine Erfahrung mit rein. Das ist aus Sicht von Andreas Schwerla der Grund, warum Franchising entstanden ist: Die Person, die vor Ort mit den Menschen in der Region den Erfolg erarbeitet und es mit Passion tut. Werden der Unternehmer und sein Unternehmen allerdings zu groß, kann es manchmal passieren, dass der Unternehmer zu viel Distanz kriegt und der typische Effekt von Company-Standorten eintritt.

Die Aufgabe des Franchisenehmers als Unternehmer

Während in einer Company viele Führungspersonen mitreden, ist bei einem Franchisenehmer nur diese Person der Chef. Das macht es für ihn einfacher als für die Company. Er definiert die Spielregeln der Arbeit und vermittelt die Philosophie, die Gene und die Visionen. Gleichzeitig sollte er seine Mitarbeiter dazu ermuntern, ihr Werkzeug einzusetzen und das zu tun, was sie im Sinne des Unternehmens für richtig halten.

Andreas Schwerla hat als Franchisenehmer ganz genau bei seinen Mitarbeitern zugehört. Er hat sich angehört, was sie für gut befunden haben und wo es ihnen an etwas fehlte. Gleichzeitig hat er ihnen viel seiner Einstellungen und Werte mitgegeben. Dies schaffte er auf eine Art und Weise, dass es zu einem Teil ihrer Selbst wurde.

Seine Aufgabe ist es dauerhaft zu überprüfen, ob es irgendwo Abwandlungen gibt und in die falsche Richtung geht. Deswegen ist er regelmäßig in den Betrieben vor Ort, um Anpassungen vorzunehmen und korrigierend einzuwirken. Beispiel: Häufig wollen seine Mitarbeiter erfolgreicher sein und sparen. Er hat allerdings noch nie seine Restaurantleiter dazu angehalten zu sparen, sondern immer zu investieren, um besser zu werden.

Der Umgang mit dem Führungsteam

Andreas Schwerla bezeichnet sich als ungeduldig und jemand, der alles sofort ändern möchte und es entsprechend raus schreit. Das führt dazu, dass man vor seiner Führungsmannschaft leicht zum Prediger wird. Das Führungsteam hört zu und lässt es über sich ergehen. Es machte ihn unzufrieden zu spüren, dass er redete, sie hörten zu, aber es änderte sich nichts. Also erkannte er, dass er etwas falsch machte.

Mit seinem Führungsteam kam er zu dem Schluss, das Meeting zeitlich deutlich von einer Stunde auf fünf Stunden auszuweiten. Drei bis vier Stunden berät sich die Führungsmannschaft alleine und anschließend kommt der Chef erst dazu. In die Meetings werden 3 Fragen genommen:

  • Was machen wir sehr gut?
  • Was ist verbesserungswürdig?
  • Wie und was machen wir in Zukunft besser, um die schlechten Punkte zu verändern?

Die Vorschläge für Maßnahmen werden Andreas Schwerla anschließend präsentiert. So wurde der Monolog zum Dialog und das Führungsteam verstand, dass es Verantwortung übernehmen konnte.

Er kann sich ihre Vorschläge anhören und sie bestärken oder Bedenken äußern. Im Zweifelsfall bittet er darum, bis zum nächsten Meeting noch einmal über die Sache nachzudenken.

Rückblick nach dem Wechsel vom Franchisegeber zum Franchisenehmer

Viele Jahre trug Andreas Schwerla die Verantwortung des Franchisegebers bei McDonald’s. Dann wechselte er die Seiten und wurde Franchisenehmer. Inwiefern würde er heute – nach diesem Perspektivenwechsel – Dinge radikal anders machen als damals? Ein paar Punkte gibt es:

Das eigene Ego

Wenn man in eine so hohe Führungsrolle kommt, empfiehlt er, sich selber runter holen und weniger sein eigenes Ego zu leben. Er würde sich heute statt großer Autos, Chauffeur und Luxuszimmer in Hotels eher einen Mini holen und damit ein Statement abgeben: “Ich bleibe bei euch da unten am Boden!”

Personalentscheidungen

Außerdem würde er wesentlich konsequenter in der Personalführung und -auswahl sein. Er hat vielen Menschen Führungsverantwortung gegeben, die engagiert waren aber nicht die Kompetenz besaßen, dieser Rolle wirklich gerecht zu werden. Hier würde er mehr ausbilden und hinterfragen.

Eigene Weiterbildung

Weiterhin hätte er mehr rausgehen, lernen und beobachten sollen, z.B. im Ausland. Er ist auf der Karriereleiter immer weiter nach oben gestiegen und hat im Grunde immer nur Deutschland und zu wenig andere Länder, Sitten und Erfolge gesehen. Auch hätte er sich mehr Rat von Externen, also Coaches, geben lassen können. Z.B. hätte er sich in seinem Verhalten coachen lassen können, wo er häufig sehr radikal unterwegs war. In Summe hätte es ihn wahrscheinlich im Nachgang erfolgreicher gemacht, hätte er mehr von anderen Menschen gelernt.

Shownotes

Der erste Teil des Gesprächs mit Andreas Schwerla:

https://www.unternehmer-gesucht.com/ratgeber/027-vom-mcdonalds-chef-zum-erfolgreichsten-franchisenehmer-oesterreichs